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Trauma

Ein Trauma (griech. „Wunde, Verletzung“) ist ein Ereignis, das verstört und überwältigt. Und zwar so stark, dass das Gehirn einen besonderen Weg finden muss, mit diesem Stress umzugehen (Huber 2005). Es ist also eine normale biologische Reaktion auf unnormale und außergewöhnliche Umstände. Traumata können durch Naturkatastrophen, Krieg, Gewalt, Missbrauch, Unfälle oder Vernachlässigungen ausgelöst werden. Manchmal liegen diese Ereignisse Jahre bis Jahrzehnte zurück und sind trotzdem noch wirkmächtig, da die Informationen immer noch im Körper „abgespeichert“ sind. Man unterscheidet einmalige, wiederholende oder über einen längeren Zeitraum andauernde Traumata.

Bei einer Traumatisierung reichen bisherige im Leben erprobte Strategien zur Bewältigung von Krisen nicht mehr aus. Ein traumatisierter Mensch sieht keinen Ausweg, denn bei traumatischem Stress bricht der Hippocampus zusammen, welcher dafür da ist, Informationen in einen Kontext einzuordnen und Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden. Gleichzeitig wird die Amygdala, das Angst- und Stresszentrum im Gehirn aktiviert und schüttet Stresshormone aus. Dadurch entsteht das Gefühl, ohnmächtig einer bedrohlichen Übermacht ausgeliefert zu sein. So bleiben häufig posttraumatische Belastungsstörungen oder noch schwerere Krankheitsbilder wie dissoziative Identitätsstörungen zurück.

In der Beratung und Therapie für traumatisierte Menschen kommt es darauf an, die eigenen Ressourcen zu entdecken, zu stärken, zu stabilisieren, das Trauma durchzuarbeiten und das Erlebte in die eigene Biographie zu integrieren. Was können Betroffene für sich selbst tun? Welche Chancen und Möglichkeiten bietet eine Traumabegleitung? Es ist möglich, nach und nach Erinnerungen hinter sich zu lassen und neue Erfahrungen in das Leben hinzuzufügen. Hoffnung für verletzte Seelen.

Mit dem Leyla-Projekt versuchen wir, über ausgebildete Traumaberaterinnen Mütter im Libanon und in Jordanien zu unterstützen. Sie sollen ihren traumatisierten Kindern die Möglichkeit geben, ihr Trauma in jungen Jahren zu überwinden. Kinder mit Traumafolgestörungen sollen wieder sagen können: „Ich bin es wert, geliebt zu werden. Ich bin gut, fähig und kann bestimmte Dinge zusammen mit anderen erreichen, wenn ich mich darum bemühe. Ich habe Hoffnung.“

Dr. Ann-Katrin Bockmann, Michael Borkowski

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